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Else Lasker-Schüler – Liebesgedichte


Liebesgedichte

Else Lasker-Schüler ist eine der bedeutendsten deutschsprachigen Dichterinnen des 20. Jahrhunderts. Ihre Liebesgedichte sind von einer einzigartigen Intensität und Schönheit geprägt, die bis heute viele Leser berührt. In diesem Artikel wollen wir uns auf ihre Liebeslyrik konzentrieren und einen Einblick in die Themen, den Stil und die Bedeutung dieser Gedichte geben.

Else Lasker-Schüler: Eine kurze Biografie

Else Lasker-Schüler wurde am 11. Februar 1869 in Elberfeld (heute ein Stadtteil von Wuppertal) geboren. Sie wuchs in einer wohlhabenden jüdischen Familie auf und zeigte schon früh ein großes künstlerisches Talent. Ihr Leben war geprägt von intensiven Beziehungen, Schicksalsschlägen und einer unerschütterlichen Hingabe an die Kunst. Nach dem Tod ihrer Eltern und einer gescheiterten Ehe zog sie nach Berlin, wo sie in den Kreisen der Avantgarde verkehrte und sich einen Namen als Dichterin und Malerin machte. Die Themen ihrer Dichtung spiegeln oft ihre persönlichen Erfahrungen und Sehnsüchte wider.

In Berlin heiratete sie den Arzt Berthold Lasker, von dem sie sich jedoch 1903 scheiden ließ. Trotz der Scheidung behielt sie seinen Namen. Während dieser Zeit lernte sie Herwarth Walden kennen, den Herausgeber der Zeitschrift „Der Sturm“. Walden, der ebenfalls ein bedeutender Förderer der Avantgarde war, wurde ihr zweiter Ehemann. Die Ehe hielt nur bis 1912, doch auch nach der Scheidung blieben sie künstlerisch verbunden.

Sie pflegte enge Freundschaften mit anderen bedeutenden Künstlern ihrer Zeit, darunter der Maler Franz Marc und der Dichter Gottfried Benn. Diese Beziehungen beeinflussten und inspirierten ihre Arbeit maßgeblich. Besonders zu Benn, den sie liebevoll „Gottfried“ nannte, hatte sie eine tiefe, wenn auch komplizierte Verbindung.

Aufgrund der politischen Lage und ihrer jüdischen Herkunft musste sie 1933 Deutschland verlassen und ging in die Schweiz. Trotz der schwierigen Umstände versuchte sie weiterhin zu schreiben und ihre Werke zu veröffentlichen. 1939 emigrierte sie schließlich nach Palästina, wo sie die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte. Am 22. Januar 1945 verstarb Else Lasker-Schüler in Jerusalem.

Ihr Lebenswerk und ihre herausragenden Beiträge zur Literatur wurden nach ihrem Tod weiter gewürdigt und erhalten, sodass sie bis heute als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Dichterinnen des 20. Jahrhunderts gilt.

Die Themen der Liebesgedichte

In den Liebesgedichten von Else Lasker-Schüler dominieren Themen wie Liebe und Sehnsucht, Leidenschaft und Intimität, aber auch Schmerz und Verlust. Diese Gedichte sind ein Ausdruck ihrer tief empfundenen Emotionen und bieten einen Einblick in ihre Seele.

Viele ihrer Gedichte handeln von der unerfüllten Sehnsucht nach Liebe. Diese Sehnsucht wird oft in zarten und melancholischen Tönen beschrieben. Else Lasker-Schüler versteht es meisterhaft, die Intensität der Leidenschaft in Worte zu fassen. Ihre Gedichte sind voller sinnlicher Bilder und starker Emotionen. Die schmerzlichen Seiten der Liebe, wie Trennung und Verlust, finden ebenfalls Eingang in ihre Lyrik. Diese Gedichte sind von einer tiefen Traurigkeit durchzogen.
Häufig nutzt sie Naturbilder, um ihre Gefühle auszudrücken. Blumen, Sterne und Landschaften dienen als Metaphern für ihre Emotionen.

Stil und Sprache in den Liebesgedichten

Ihre Liebesgedichte zeichnen sich durch eine außergewöhnliche Ausdrucksweise und reiche Sprachbilder aus. Sie verwendet oft Metaphern und Symbole, um die Tiefe ihrer Gefühle zu vermitteln. Ihre Sprache ist musikalisch und rhythmisch, was den Gedichten eine besondere Melodie verleiht. Die Verwendung von Farben, Tieren und mythologischen Figuren verleiht ihren Gedichten eine märchenhafte Qualität.

Foto von Miguel Á. Padriñán

Die schönsten Liebesgedichte

Unser Liebeslied

Unter der Wehmut der Esche
Lächeln die Augen meiner Freundin.

Und ich muß weinen
Überall wo Rosen aufblühn.

Wir hören beide unseren Namen nicht –
Immer Nachtwandlerinnen zwischen den bunten Jünglingen.

Meine Freundin gaukelt mit dem Mond
Unserm Sternenspiel folgen Erschrockene nach.

O, unsere Schwärmerei berauscht
Die Straßen und Plätze der Stadt.

Alle Träume lauschen gebannt hinter den Hecken
Kann nicht Morgen werden –

O, und die Seidige Nacht uns beiden
Tausendmal immer um den Hals geschlungen.

Wie ich mich drehen muß!

Und meine Freundin küßt taumelnd den Rosigtau
Unter dem Düster des Trauerbaums.

Verwelkte Myrten

Bist wie der graue, sonnenlose Tag,
Der sündig sich auf junge Rosen legt.
– Mir war, wie ich an Deiner Seite lag,
Als ob mein Herze sich nicht mehr bewegt.

Ich küßte Deine bleichen Wangen rot,
Entwand ein Lächeln Deinem starren Blick.
– Du tratest meine junge Seele tot
Und kehrtest in Dein kaltes Sein zurück.

Fortissimo

Du spieltest ein ungestümes Lied,
Ich fürchtete mich nach dem Namen zu fragen,
Ich wusste, er würde das alles sagen,
Was zwischen uns wie Lava glüht.

Da mischte sich die Natur hinein
In unsere stumme Herzensgeschichte,
Der Mondvater lachte mit Vollbackenschein,
Als machte er komische Liebesgedichte.

Wir lachten heimlich im Herzensgrund,
Doch unsere Augen standen in Thränen
Und die Farben des Teppichs spielten bunt
In Regenbogenfarbentönen.

Wir hatten beide dasselbe Gefühl,
Der Smyrnateppich wäre ein Rasen,
Und die Palmen über uns fächelten kühl,
Und unsere Sehnsucht begann zu rasen.

Und unsere Sehnsucht riss sich los
Und jagte uns mit Blutsturmwellen:
Wir sanken in das Smyrnamoos
Urwild und schrieen wie Gazellen.

Das Lied des Gesalbten

Zebaoth spricht aus dem Abend:
Verschwenden sollst Du mit Liebe!
Denn ich will Dir Perlen meiner Krone schenken,
In goldträufelnden Honig Dein Blut verwandeln
Und Deine Lippen mit den Düften süsser Mandeln tränken.
Verschwenden sollst Du mit Liebe!
Und mit schmelzendem Jubel meine Feste umgolden
Und die Schwermut, die über Jerusalem trübt,
Mit singenden Blütendolden umkeimen.
Ein prangender Garten wird Dein Herz sein,
Darin die Dichter träumen.
O, ein hängender Garten wird Dein Herz sein,
Aller Sonnen Aufgangheimat sein,
Und die Sterne kommen, ihren Flüsterschein
Deinen Nächten sagen.
Verschwenden sollst Du mit Liebe!
Tausend greifende Aeste werden Deine Arme tragen
Und meinem Paradiesheimweh wiegende Troste sein.

Mein Liebeslied

Wie ein heimlicher Brunnen
Murmelt mein Blut,
Immer von Dir, immer von mir.
Unter dem taumelnden Mond
Tanzen meine nackten, suchenden Träume,
Nachtwandelnde, fiebernde Kinder,
Leise über düstere Hecken.
O, Deine Lippen sind sonnig . . .
Diese Rauschedüfte Deiner Lippen . . .
Und aus blauen Dolden, silberumringt
Lächelst Du . . .  Du, Du.
Immer das schlängelnde Geriesel
Auf meiner Haut
Über die Schulter hinweg –
Ich lausche . . .
Wie ein heimlicher Brunnen
Murmelt mein Blut

Verinnerlicht

Ich denke immer ans Sterben,
Mich hat niemand lieb.

Ich wollt, ich wär still Heiligenbild
Und alles in mir ausgelöscht.

Träumerisch färbte Abendrot
Meine Augen wund verweint.

Weiß nicht, wo ich hin soll
Wie überall zu dir.

Bist meine heimliche Heimat
Und will nichts Leiseres mehr.

Wie blühte ich gern süß empor
An deinem Herzen himmelblau,

Lauter weiche Wege
Legte ich um dein pochend Haus.

Kismet

Der Sturm pfeift über ein junges Haupt
Und zerschlägt die Götter, an die er geglaubt,
Und die gold’nen Märchen vom Glücke. –
Sein holdes Liebchen liegt unter dem Moos.
Der Tod erstarrte erbarmungslos
Die sonnigen Kinderblicke. –

Die Nachtviolen singen ein Lied,
Wenn wie Himmelsbrand das Abendrot glüht.
– Es klingt wie Engelchoräle; –
Und das Lied durchzittert die nächtliche Luft;
Es bringt ihm Grüße aus ihrer Gruft –
Und zerreißt seine schluchzende Seele.

Ballade (Erste Fassung)

Trotzendes Gold seine Stirn war,
Süßer Todstrahl sein Haar,
Seine Lippen blühten am Altar.

Ob er kommt dieses Jahr –
Sein Herz pocht ganz nah.

Wo steck ich meinen Liebsten hin,
Da ich nur seine Blume bin –

Dem Dichter färbt er die Schläfe rot.
Den Ritter schlägt er mit der Axt tot.
Aber den König trifft er nicht,
Der hat meines Bruders steinern Gesicht.

O, Sascha! 

Dem Prinzen von Marokko

O du Süßgeliebter, dein Angesicht ist mein Palmengarten,
Deine Augen sind schimmernde Nile
Lässig um meinen Tanz.

In deinem Angesicht sind verzaubert
Alle die Bilder meines Blutes,
Alle die Nächte, die sich in mir gespiegelt haben.

Wenn deine Lippen sich öffnen
Verraten sie meine Seligkeiten.

Immer dieses Pochen nach dir –
Und hatte schon geopfert meine Seele.

Du musst mich inbrünstig küssen,
Süsserlei Herzspiel;
Wir wollen uns im Himmel verstecken.

O du Süßgeliebter. 

Mein blaues Klavier

Ich habe zu Hause ein blaues Klavier
Und kenne doch keine Note.
Es steht im Dunkel der Kellertür,
Seitdem die Welt verrohte.

Es spielten Sternenhände vier –
Die Mondfrau sang im Boote.
– Nun tanzen die Ratten im Geklirr.
Zerbrochen ist die Klaviatur.

Ich beweine die blaue Tote.
Ach liebe Engel öffnet mir
– Ich aß vom bitteren Brote –
Mir lebend schon die Himmelstür,

Auch wider dem Verbote.

David und Jonathan

In der Bibel stehn wir geschrieben
Buntumschlungen.

Aber unsere Knabenspiele
Leben weiter im Stern.

Ich bin David,
Du mein Spielgefährte.

O, wir färbten
Unsere weißen Widderherzen rot;

Wie die Knospen an den Liebespsalmen
Unter Feiertagshimmel.

Deine Abschiedsaugen aber –
Immer nimmst du still im Kusse Abschied.

Und was soll dein Herz
Noch ohne meines –

Deine Süßnacht
Ohne meine Lieder. 

Herzkirschen waren meine Lippen beid‘

Ach, ich irre wie die Todsünde
Über wilde Haiden und Abgründe,
Über weinende Blumen im Herbstwind,
Die dicht von Brennesseln umklammert sind.

Herzkirschen waren meine Lippen beid‘ . . .
Ich suchte ihn im Abend, in der Dämmerung früh,
Und trank mein Blut und meine Süßigkeit.

Der Schatten, der auf meiner Wange glüht,
Wie eine Trauerrose ist er aufgeblüht
Aus meiner Seele Sehnsuchtsmelodie. 

Brautwerbung

Ihr kennt ja All‘ die Liebe nicht
Die in mir glüht, die in mir stürmt
Wie unerfüllte Weltenpflicht.
Das Feuer hat sich aufgetürmt
In meiner Seele Einsamkeit
Und brennt wie Steppenbrand.

Du! mit dem roten jungen Mund . . .
Du weichst zurück in banger Scheu?
Und nennst mein Fühlen ungesund.
Es blieb dem tiefen Drang getreu
Dem Mittage der Frühlingszeit
Im Sonnenland.

Du! mit den Augen jugendcharme . . .
Du schlägst sie nieder angsterfüllt?
Und fürchtest, daß mein Flammenarm
Dich an sich reißt in Nächten wild.
Nimm dir zum Schatz den Erdenmann
Ihn friert selbst in der Sonne Glut.

Du! mit den Wangen südenbraun . . .
Du zitterst wie die Frühlingsflur,
Auf deinem Leibe will ich bau’n
Den roten Garten der Natur
Und pflanzen all die Sehnsucht an
Aus meinem ungestümen Blut.

Foto von Pexels

Die Bedeutung der Liebesgedichte im Werk von Else Lasker-Schüler

Die Liebesgedichte nehmen einen zentralen Platz in Else Lasker-Schülers Werk ein. Sie spiegeln ihre persönliche Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit wider und zeigen zugleich ihre künstlerische Meisterschaft im Umgang mit Sprache und Bild. Im Vergleich zu anderen Themen in ihrem Werk, wie etwa politischen oder gesellschaftlichen Fragen, bieten die Liebesgedichte einen intimen Einblick in ihr Innerstes.

Fazit

Else Lasker-Schülers Liebesgedichte sind ein faszinierender Bestandteil ihrer Dichtung. Sie bieten einen einzigartigen Einblick in ihre Gefühlswelt und zeigen ihre Meisterschaft im Umgang mit Sprache. Ihre Gedichte sind auch heute noch aktuell und berühren die Leser durch ihre zeitlose Schönheit und Tiefe.

Online-Quellen

Else Lasker-Schüler-Gesellschaft – Informationen und Veranstaltungen rund um die Dichterin.
Projekt Gutenberg – Eine Sammlung ihrer Werke zum kostenlosen Lesen.

Erstes Bild von Ylanite Koppens