Unsere Beziehungen zu anderen Menschen prägen unser Leben maßgeblich. In diesem Artikel geht es darum, wie unser Bindungsverhalten die Art unserer Beziehungen beeinflusst und welche Beziehungstypen daraus resultieren. Wir schauen uns an, wie frühe Kindheitserfahrungen unser Bindungsverhalten prägen, erklären die drei Haupt-Beziehungstypen und zeigen Ihnen, wie Sie Ihren eigenen Beziehungstyp bestimmen können. Außerdem bieten wir konkrete Wege, um ungesunde Muster zu durchbrechen und in eine erfüllte Partnerschaft zu finden.
Bindungsverhalten und frühe Prägung
Unser Bindungsverhalten wird bereits in den ersten Lebensjahren geprägt. Die Art und Weise, wie unsere Bezugspersonen auf unsere Bedürfnisse reagieren, beeinflusst maßgeblich, wie wir später Bindungen zu anderen Menschen eingehen. Kinder, die in einer Umgebung aufwachsen, in der ihre emotionalen Bedürfnisse einfühlsam erfüllt werden, neigen dazu, als Erwachsene einen sicheren Bindungsstil zu entwickeln. Jene, die dagegen Unsicherheit, Vernachlässigung oder übermäßige Fürsorge erfahren, entwickeln oft einen ängstlichen oder vermeidenden Beziehungstyp.
Die drei Beziehungstypen erklärt
In der Psychologie basieren die Beziehungstypen auf der Bindungstheorie, die der britische Psychoanalytiker John Bowlby in den 1950er Jahren entwickelt hat. Diese Theorie wurde später von Mary Ainsworth erweitert. Ursprünglich unterscheidet die Bindungstheorie in drei verschiedenen Beziehungstypen.
Die drei Beziehungstypen unterscheiden sich unter anderem in ihren Bedürfnissen hinsichtlich Nähe und Verbindlichkeit, ihrem Ausmaß an Verlustangst gegenüber dem Partner oder der Partnerin sowie ihrer Herangehensweise an Konflikte.
Der Psychiater Amir Levine und die Psychologin Rachel S. F. Heller schätzen, dass etwa 50 % der Menschen dem sicheren Beziehungstyp angehören, während ungefähr 20 % dem ängstlichen und 25 % dem vermeidenden Bindungstyp zuzuordnen sind.
Sicherer Beziehungstyp
Menschen mit einem sicheren Bindungsstil sind in der Lage, gesunde und stabile Beziehungen zu führen. Sie fühlen sich wohl damit, emotional offen zu sein, und haben Vertrauen zu ihrem Partner. Sie sind unabhängig, können aber ebenso gut in einer Beziehung Nähe zulassen. Konflikte werden offen und konstruktiv angesprochen, und es besteht eine ausgeglichene Balance zwischen Selbstständigkeit und Verbundenheit.
Ängstlicher Beziehungstyp
Ängstliche Beziehungstypen suchen oft Bestätigung und Anerkennung von ihrem Partner, da sie sich selbst unsicher fühlen. Sie haben Angst vor Ablehnung oder Verlassenwerden, was sich in Form von Eifersucht, Klammern oder einem übermäßigen Bedürfnis nach Nähe äußern kann. Ihre Beziehungen sind oft von intensivem emotionalem Auf und Ab geprägt.
Vermeidender Beziehungstyp
Menschen mit einem vermeidenden Beziehungstyp neigen dazu, emotionale Nähe zu meiden und distanziert zu sein. Sie sind oft stark unabhängig und fühlen sich unwohl, wenn jemand ihnen emotional zu nahe kommt. Das führt dazu, dass sie Beziehungen oft bewusst oder unbewusst sabotieren oder auf Distanz halten. Dieser Stil kann dazu führen, dass es ihnen schwerfällt, langfristige und erfüllende Partnerschaften zu führen.
Erkennen des eigenen Beziehungstyps
Es ist hilfreich seinen eigenen Beziehungstyp zu kennen, um Muster zu verstehen und Veränderungen herbeizuführen, falls nötig. Der folgende Selbsttest hilft Ihnen dabei, eine Selbsteinschätzung Ihres Beziehungstyps vorzunehmen.
Selbsttest: „Welcher Beziehungstyp bin ich?“
Beantworten Sie die folgenden Aussagen mit „Ja“ oder „Nein“:
Ich habe Angst, von meinem Partner verlassen zu werden.
Ich fühle mich unwohl, wenn mein Partner mir zu nahekommt.
Ich fühle mich in Beziehungen sicher und vertraue meinem Partner.
Ich bin oft eifersüchtig, selbst wenn ich weiß, dass es keinen Grund dafür gibt.
Ich habe das Bedürfnis, unabhängig und autonom zu bleiben, selbst in einer Beziehung.
Ich bin bereit, über Probleme in meiner Beziehung offen zu sprechen.
Ich glaube, dass ich ohne meinen Partner nicht glücklich sein kann.
Ich finde es schwer, mich auf meinen Partner emotional einzulassen.
Ich kann gut Nähe und Unabhängigkeit in meiner Beziehung ausbalancieren.
Mein Partner findet, dass ich zu anhänglich oder zu distanziert bin.
Auswertung der unterschiedlichen Bindungstypen:
Sicherer Beziehungstyp:
Wenn Sie hauptsächlich mit den Aussagen 3, 6 und 9 übereinstimmen, haben Sie vermutlich einen sicheren Bindungsstil. Sie sind in der Lage, eine gesunde Balance zwischen Nähe und Unabhängigkeit in Beziehungen zu finden.
Ängstlicher Beziehungstyp:
Wenn Aussagen wie 1, 4 und 7 auf Sie zutreffen, sind Sie möglicherweise ein ängstlicher Beziehungstyp. Sie sehnen sich nach Nähe und Bestätigung, neigen aber auch zu Eifersucht und Verlustangst.
Vermeidender Beziehungstyp:
Sollten Aussagen wie 2, 5 und 8 auf Sie zutreffen, zeigt dies möglicherweise einen vermeidenden Bindungsstil. Sie legen großen Wert auf Unabhängigkeit und finden es schwierig, emotionale Nähe zuzulassen.
Möglichkeiten zur Veränderung des Beziehungstyps
Ungesunde Beziehungsmuster zu erkennen ist der erste Schritt, sie zu durchbrechen. Hier sind einige Ansätze:
Selbstreflexion und Bildung: Lernen Sie mehr über Bindungstheorien und reflektieren Sie Ihr Verhalten.
Therapie oder Beratung: Professionelle Unterstützung kann dabei helfen, alte Muster zu erkennen und zu verändern.
Gesunde Kommunikation: Üben Sie offene und ehrliche Kommunikation, um Missverständnisse zu reduzieren.
Selbstwert stärken: Arbeiten Sie an Ihrem Selbstwertgefühl, um weniger von der Bestätigung anderer abhängig zu sein.
Wege zu einer glücklichen Beziehung
Vertrauen aufbauen: Schaffen Sie eine Atmosphäre der Offenheit und Sicherheit.
Kommunikation: Reden Sie miteinander, vor allem über Ängste und Bedürfnisse.
Gegenseitige Unterstützung: Seien Sie füreinander da und unterstützen Sie die individuellen Ziele des anderen.
Gemeinsame Interessen: Finden Sie gemeinsame Aktivitäten, die Ihnen beiden Freude bereiten.
Fazit
Das Verständnis der verschiedenen Beziehungstypen ist ein wertvoller Schlüssel, um erfüllendere Beziehungen zu führen. Wenn Sie erkennen, zu welchem der 3 Beziehungstypen Sie gehören, können Sie ungesunde Muster identifizieren und gezielt daran arbeiten. Unabhängig davon, welcher Beziehungstyp Sie sind – Sie können stets dazulernen, um Ihre Beziehungen zu stärken und glücklicher zu leben.
Durch das Wissen über die unterschiedlichen Beziehungstypen und ihre Bedeutung können Sie den richtigen Partner finden, der Ihre Wünsche und Bedürfnisse versteht und teilt. Für Menschen mit einem sicheren Beziehungstypen ist dies häufig eine natürliche Fähigkeit. Sie können offen über ihre Bedürfnisse kommunizieren und Konflikte konstruktiv lösen, da sie in ihrer Kindheit eine stabile und verlässliche Bezugsperson hatten. Doch auch andere Beziehungstypen können an diesen Qualitäten arbeiten und so die Bedeutung für unsere Partnerschaft steigern.
Letztlich trägt das Wissen um die Beziehungstypen und ihre Bedeutung dazu bei, dass wir bewusster mit unseren Partnern umgehen und eine erfüllende und glückliche Beziehung aufbauen können, in der die Wünsche und Bedürfnisse beider Partner respektiert und geschätzt werden.
Erstes Bild von KawaiiArt1980